Walter Nowotny als Major der Luftwaffe. ©
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Nowotny war einer der erfolgreichsten Jagdpiloten
aller Zeiten, Mitglied der NSDAP und Österreicher - eine unbequeme Mischung,
die einmal im Jahr - an Nowotnys Todestag - für Unruhe im Land sorgt.
In diesem Beitrag wollen wir die Person Walter Nowotny vorstellen. Wir
zeigen wofür er ein Ehrengrab der Stadt Wien bekommen hat und auch warum
es ihm wieder aberkannt wurde. |
Walter Nowotny wird am 7. Dezember 1920 in Gmünd im Waldviertel (Niederösterreich)
geboren. Er wird katholisch erzogen und seine beiden Leidenschaften sind
von Beginn an der Sport und die Technik.
Im Sommer 1936 besucht er die Olympischen Spiele in Berlin, ein Ereignis,
dass Nowotnys großen sportlichen Ehrgeiz weiter anregt. Dort kommt er
auch in Kontakt mit dem "nationalsozialistischen Pomp" des Hitler-Regimes.
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Familie Nowotny zu Weihnachten
1936. Walter steht ganz rechts. Anders als es auf dem ersten Blick scheint,
stammt Walter Nowotny nicht aus einer Soldaten-, sondern aus einer Eisenbahnerfamilie.
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Nowotny wird Mitglied der Hitlerjugend, der Jugendorganisation
der in Österreich seit 1933 verbotenen NSDAP. Die HJ dient damals
noch der "körperlich-geistigen sowie sittlichen Erziehung der
Jugend". Erst ab 1939 ist die HJ für die (vor-)militärische
Ausbildung zuständig.
Mit HJ-Leichtathletikstaffeln gelingen Nowotny achtbare Erfolge im Speerwurf
und 1.000m Lauf.
Im Mai 1938, zwei Monate nachdem die Nationalsozialisten in Österreich
die Macht übernommen hatten, maturiert Nowotny an der Oberschule
in Laa.
Im selben Monat wird Walter Nowotny auch Mitglied der NSDAP (Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei). Seine Mitgliedschaft ist im Berlin-Documents-Center
unter der Nummer 6.382.781 belegt.
In der Zeit vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs arbeitet er im Reichsarbeitsdienst
RAD.
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Nowotny vor seinem ersten Flug.
Bei der Maschine handelt es sich um eine Heinkel He 72 'Kadett'.
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Als am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg
beginnt, meldet sich der ehrgeizige und technikverliebte Niederösterreicher
im Alter von 18 Jahren freiwillig zur Deutschen Luftwaffe.
Vom 1. Oktober bis 15. November 1939 absolviert Nowotny seine militärische
Grundausbildung beim 2. Flieger-Ausbildungsregiment 62 in Quedlinburg.
Danach kommt er zur Luftkriegschule 5 in Breslau-Schöngarten, wo er auf
einer Heinkel He 72 'Kadett' das Fliegen erlernt. Im Mai 1940 beginnt
für Nowotny die Jagdausbildung in der Jagdfliegerschule 5 in
Wien-Schwechat. Er wird von Hauptmann Julius Arigi, mit 32 Abschüssen
einer der erfolgreichsten Jagdpiloten der k.u.k. Luftfahrttruppe im 1.
Weltkrieg, ausgebildet und gehört zu den Jahrgangsbesten.
Fähnrich Nowotny erhält am 19. August, nach leicht verkürzter Ausbildung,
sein Flugzeugführerabzeichen. Es folgt die Umschulung auf das Jagdflugzeug
Messerschmitt Bf 109.
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Nowotnys erste Aufgabe als Jagdpilot ist der Schutz der Leuna-Werke,
doch wird er bereits am 1. Dezember 1940 zur Ergänzungsstaffel Jagdgeschwader
54 versetzt. Zu den erhofften Feindflügen kommt es vorerst nicht.
Ab dem 23. Februar 1941 dient Nowotny bei der 9. Staffel des JG 54, ab
25. März fliegt er in der Stabsstaffel der Ergänzungs-Jagdgruppe
JG 54. Als Rottenflieger von erfahrenen Staffelkameraden erhält der erst
20jährige Niederösterreicher den letzten Schliff.
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Walter "Nowi" Nowotny
vor seiner Messerschmitt Bf 109, die im grünen Herzen des
JG 54 seine Glückszahl 13 trägt. ©
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Am 19. Juli 1941 erringt Leutnant Walter "Nowi" Nowotny seinen ersten
Luftsieg. Über der Ostseeinsel Ösel gelingt ihm mit einer
Bf 109 E-7 der Abschuss zweier Polikarpow I-153. Am Rückflug wird er jedoch
selbst von einem russischen Jäger angegriffen und getroffen. Es gelingt
ihm zwar auch diesen Gegner abzuschießen, doch kurz darauf versagt der
Motor und er muss notwassern. Nach drei Tagen im Rettungsfloss
erreicht der junge Niederösterreicher die befreundete Küste, wo er völlig
erschöpft von einer Küstenartillerieeinheit bei Mikelbaka aufgelesen
wird. Angeblich übernimmt Nowotny bei der Fahrt ins Lazarett selbst das
Steuer und rammt prompt einen Baum. Kurz darauf sitzt er wieder im Cockpit.
Die Fliegerhose, die er bei seinem Abendteuer trug, wird zu seiner "Abschusshose".
Er trägt sie von nun an bei jedem Einsatz.
Weniger Glück hat Nowotny beim Autofahren, noch im August bricht er sich
bei einem erneuten Unfall das Schlüsselbein.
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Als 1941 der Winter einbricht, hat Nowotny bereits 10 Abschüsse
vorzuweisen. Er kommt zur I. Gruppe der 3. Staffel, wo er mit seinem Rottenflieger
und Freund Karl "Quax" Schnörrer erfolgreich auf Jagd geht. Unter den
Soldaten der Ostfront wird die Rotte bald als "Max und Moritz"
gefeiert, denn ihre Opfer sind vor allem Flugzeuge, die sich im Einsatz
gegen deutsche Bodentruppen befinden.
Am 4. September 1942 wird Nowotny für 56 Luftsiege das Ritterkreuz
zum Eisernen Kreuz verliehen. Am 25. Oktober wird er im Alter von
nur 22 Jahren Kommandant der 1. Staffel JG 54.
Im Jänner 1943 wird Nowotnys Einheit der neue Jägertyp Focke-Wulf Fw 190
zugeteilt. Diese kräftige Maschine bietet sehr gute Sichtverhältnisse,
gute Bewaffnung und ein breites Fahrwerk.
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Die Fw 190 von Nowotnys Rottenflieger Karl "Quax" Schnörrer
bei der Landung.
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Am 1. Februar 1943 bildet der inzwischen zum Oberleutnant beförderte
Walter Nowotny mit Karl Schnörrer, Anton Döbele und Rudolf Rademacher
seinen legendären Jägerschwarm, die "Teufelskette". Die
vier Piloten bilden ein perfekt eingespieltes Team, dem der Gegner aufgrund
ihrer Erfahrung, hervorragender Taktik und guter Ausrüstung nichts entgegenzusetzen
hatte. Innerhalb eines Jahres erringt der Schwarm Nowotny etwa 500 bestätigte
Luftsiege.
Natürlich machen es seine Erfolge und seine Jugend der Propaganda-
maschinerie des Dritten Reiches besonders leicht, Nowotny zum heldenhaften
Vorbild zu machen.
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Mit dieser "Weißen
8" (siehe Grafik oben) erreicht Nowotny den 300. Luftsieg der Staffel.
Die Aufnahme entstand gleich nach der Landung. ©
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Je stärker die Rote Armee gegen die Wehrmacht drängt, desto schneller
steigt die Zahl der Einsätze und der Abschüsse. Am 5. Juni gelingt Nowotny
beim 344. Feindflug der 100. Abschuss. Nur zwei Monate später,
die Front beginnt sich bereits westwärts zu verschieben, gelingt
bereits der 200. Abschuss. Von den Soldaten der Roten Armee bekommt
Nowotny den Beinamen "Tiger von Wolchowstroj".
Doch die vielen Einsätze sind für Nowotny sehr ermüdend.
Nachts wird er des öfteren von Alpträumen geplagt.
Am 22. September 1943 erhält Hauptmann Nowotny aus der Hand Adolf Hitlers
das Eichenlaub und das Eichenlaub mit Schwertern. Mit 218 Abschüssen ist
er nun der erfolgreichste Jagdflieger der Geschichte.
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wieder einmal wackelt Nowotny über dem Feldflugplatz triumphierend
mit den Tragflächen. © Held |
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Am 19. Oktober 1943 werden Nowotny für 250. Luftsiege als achten Soldat
der Wehrmacht die Brillanten zum Ritterkreuz verliehen. In Wien
wird er von einer begeisterten Menge empfangen. Doch Nowotny zieht es
zurück zu seiner Staffel. Um sich bei seinen Rottenflieger erkenntlich
zu zeigen, wechseln Schnörrer und er die Rollen. Von nun an deckt Nowotny
seinem Freund in Luftkämpfen den Rücken.
Am 15. November 1943 bekommt Nowotny Feindflugverbot. Das NS Regime
kann sich den Verlust des Volkshelden nicht leisten. Walter Nowotny wird
zum Zugpferd der NS Propagandamaschinerie - einem Auftritt folgt der nächste.
Im Jänner 1944 bekommt er den Ehrenring der Stadt Wien.
Der Versuch, erneut in ein Jägercockpit zu steigen, wird vom Führer persönlich
unterbunden. Statt dessen wird der 23jährige Niederösterreicher im April
1944 Kommandant der Jagdfliegerschule I in Pau (JG 101). Alle Versetzungsanträge
scheitern. Als am 6. Juni 1944 die Alliierten in Frankreich landen, steigt
sein Frust ins unerträgliche. Am 9. September gibt Nowotny das Kommando
über die inzwischen ins Reichsgebiet zurückverlegte Jägerschule ab. |
Seit Juli 1944 setzt die deutsche Luftwaffe vereinzelt den noch geheimen
Strahljäger Me 262 von Lerchfeld aus gegen alliierte Höhenaufklärer ein.
Nowotny schult auf die Me 110 um und fliegt im Anschluss daran auch die
Me 262. Er verzichtet dabei völlig auf Einweisungsflüge in einem Doppelsitzer.
Am 26. September 1944 wird Nowotny, inzwischen zum Major befördert,
von Generalleutnant Adolf Galland, dem damaligen General der Jagdflieger,
mit der Aufstellung des weltweit ersten Strahljäger-Jagdkommandos
beauftragt. Das "Kommando Nowotny" (auch "Erpobungskommando Nowotny")
soll mit seinen bis zu 30 Maschinen nicht nur die Truppenerprobung der
Me 262 durchführen, sondern auch Abfangeinsätze gegen alliierte Bomberverbände
fliegen. Das Kommando erwirkt einige wesentliche Verbesserungen des Strahljägers,
entwickelt neue Taktiken und setzt den neuen Typ erfolgreich gegen schwere
Bomber ein. Doch die vielen Kinderkrankheiten der Triebwerke, zahlreiche
Unfälle und natürlich auch feindliche Jagdbomber und Begleitjäger
machen der Einheit schwer zu schaffen.
Die beiden Stützpunkte Achmer und Hesepe befinden sich direkt in
der Haupteinflugsschneise der alliierten Bomber. So lauern die Jagdflieger
der Alliierten direkt bei den Flugplätzen auf startende und landende
Me 262, denn in der Luft sind die schnellen Jets ein harter Gegner. Nowotny
lässt in diesen heiklen Phasen die Me 262 von Fw 190D Maschinen schützen,
doch stehen ihm dafür viel zu wenige Flugzeuge zur Verfügung.
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eine Me 262A-1a kurz vor der Auslieferung an die Luftwaffe.
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Am 7. November 1944 besuchen Generalleutnant Adolf Galland und Generaloberst
Keller den Stützpunkt Achmer. Als Nowotny seinen Wunsch nach mehr Platzschutz-Jägern
äußert, stellt Keller die Einsatzfreudigkeit der vorhandenen Piloten in
Frage, was naturgemäß für Verstimmung sorgt.
Am 8. November 1944 werden starke Bomberverbände gemeldet und die beiden
Generäle werden Zeuge eines Einsatzes. In Achmer und Hesepe steigt je
eine Rotte Me 262 auf, die beide je einen viermotorigen Bomber abschießen
können. Doch ein Rottenflieger wird abgeschossen. Kurz darauf meldet auch
der Pilot der verbliebenen Maschine der Hesepe-Rotte einen Triebwerksbrand
und steigt aus.
Nowotny hält nichts mehr. Er beschließt sich erneut über das Feindflugverbot
hinwegzusetzen (er hatte bereits zwei Bomber mit der Me 262 abgeschossen)
und lässt die "Weiße 8" startklar machen. Seine "Weiße 1" wird gerade
überholt. Nowotny ignoriert den Befehl Gallands, nicht aufzusteigen. Auch
der Triebwerksbrand bei seinem Rottenflieger kann ihn nicht von seinem
Vorhaben abbringen. Er fliegt alleine los. Bereits kurz nach dem Start
zu seinem 443. Feindflug schiesst Nowotny einen viermotorigen Bomber ab.
Was dann passierte ist nicht eindeutig geklärt. Nowotny meldet sich über
Funk mit: "Scheiße, scheiße! Meine Triebwerke! Meine Triebwerke!"
Kurz darauf sieht man eine Me 262 mit brennenden Triebwerken senkrecht
aus der Wolkendecke stoßen.
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an der Absturzstelle bei Epe errichteten Nowotnys Kameraden diesen Gedenk-
stein. © Held
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Die Maschine schlägt in der Nähe des kleinen
Dorfes Epe auf. Karl Schnörrer, der ebenfalls beim Kommando Nowotny dient,
eilt zur Absturzstelle. Er findet jedoch nur noch einen halbgeöffneten
Fallschirm und Nowotnys sterbliche Überreste.
Man nimmt an, dass sich Nowotnys Fallschirm am Leitwerk seiner Maschine
verfangen hatte.
Vermutlich wurde Nowotny bei seinem Rückflug von zwei Piloten der
USAAF abgeschossen, denen bei Achmer zu jenem Zeitpunkt zu gleichen Teilen
ein Luftsieg über eine Me 262 zugesprochen wurde.
Es handelte sich um 1st Lt Edward "Buddy" Haydon (357th Fighter Group)
und Fliegerass Capt Ernest "Feeb" Fiebelkorn (20th Fighter Group). |
Nowotny erzielte insgesamt 258 bestätigte und mindestens 23 unbestätigte
Abschüsse. Zweimal gelangen ihm 10 Abschüsse an einem einzigen Tag.
Walter Nowotny ist damit der fünfterfolgreichste Jagdflieger der
Geschichte. Ohne dem 1943 verhängten Feindflugverbot hätte
er zweifelsfrei noch wesentlich mehr Luftsiege errungen.
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Seine Erfolge verdankte Nowotny seiner Athletik,
der blitzschnellen Reflexe, seinem guten Sehvermögen und einem ausge-
zeichneten Gefühl für Entfernungen. Zudem war er auch ein hervorragender
Taktiker. Seine psychische Kraft und Ausdauer zog er aus seinem Glauben.
Der ehemalige General der Jagdflieger Adolf Galland sprach nach dem Krieg
über Walter Nowotny: "Nowotny war der beste Jagdflieger,
den Deutschland je hatte! Obwohl er erst 24 Jahre alt war, brachte er
eine besondere Eignung für höhere Kommandos mit. Ich glaube,
er war in jeder Beziehung ein außergewöhnlicher Mann."
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"Walter Nowotny ist gefallen ... Sein Name fällt an diesem Abend
oft im Gespräch in der Messe. Wir sprechen von ihm ohne Groll und
Haß. Jeder ruft in einem Ton der Achtung, ja beinahe der Zuneigung,
die Erinnerung wieder herauf, die ihn mit ihm verbindet. Es ist
das erste Mal, daß ich diesen Ton in der RAF vernehme; zum erstenmal
auch erlebe ich, wie sich eine merkwürdige Solidarität zwischen
allen Jägern offen Ausdruck gibt, eine Verbundenheit jenseits der
einzelnen Tragödien und jenseits aller Vorurteile ... Wir grüßen
heute einen tapferen Feind, den das Schicksal ereilt hat, erklären
Nowotny zu einem der Unseren, der teil hatte an unserer Welt, in
der weder Ideologien noch Haß, noch Grenzen zählen. Diese Kameradschaft
hat nichts zu tun mit Patriotismus, Demokratie, Nationalsozialismus
oder dem Gedanken an die Menschheit. Alle spüren das heute instinktiv.
Die die Achseln zucken, können es nicht verstehen - sie sind keine
Jagdflieger ... Schade, daß dieser Typ nicht unsere Uniform trug.
Er wäre ein feiner Kerl gewesen." |
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Die Stadt Wien bot Walter Nowotny am 16. November 1944 eines der aufwendigste
Begräbnisse des 20. Jahrhunderts. Staatsakt in der Hofburg,
Prozession über den Ring auf den Wiener Zentralfriedhof und natürlich
ein Ehrengrab - Ehrengräbergruppe 14C, Platznummer 12.
Ein Ehrengrab ist Ausdruck der Ehrung für Personen, die zu
Lebzeiten besondere Verdienste erworben haben - ganz gleich ob Künstler,
Wissenschaftler oder Politiker. Die Erhaltungskosten eines Ehrengrabs
werden von der Stadt Wien getragen. |
große Gedenkveranstaltung
im großen Zeremoniensaal der Wiener Hofburg. ©
Held |
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auf einer Lafette wurde Nowotnys
Sarg in einer feierlichen Prozession zum Wiener Zentralfriedhof gebracht.
Der gesamten Route entlang nahmen die Wienerinnen und Wiener Abschied
von ihrem Volkshelden. Heute werden auf diese Weise nur noch Bundespräsidenten
zu Grabe getragen. © Held |
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Auch lange nach seinem Tod war der Jagdflieger Walter Nowotny für
die Kriegsgeneration der Inbegriff höchster Opferbereitschaft und Tugend.
Keine Partei konnte es sich in Österreich nach 1945 leisten,
die wichtige Wählergruppe der ehemaligen Nationalsozialisten zu verärgern.
Viele ehemalige NSDAP Parteimitglieder befanden sich in den Reihen der
Großparteien der Zweiten Republik. So blieb der Status von Nowotnys
Ehrengrab unangetastet. Auch wenn sich hin und wieder an Nowotnys
Grabstätte einige "Ewiggestrige" einfanden, blieb es
doch relativ ruhig um die Ehrengräbergruppe 14C.
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Der (Grab-)Stein des Anstoßes. Das Bild stammt von der jährlichen
Gedenkveranstalt ung aus dem Jahr 2005. ©
News |
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Die betagte Mutter erhielt nach dem Krieg den eigentlich an die Person
Walter Nowotny gebundenen Ehrenring der Stadt Wien zurück.
1958 wurde der Grabstein erneuert und über einige Jahre hinweg stellte
das Bundesheer an Nowotnys Todestag sogar Ehrenwachen auf. Das österreichische
und das deutsche Verteidigungsministerium lies Kränze niederlegen.
Im Jahr 1981 brachte das Institut für Münz- und Medaillenkunst,
München und Wien, eine Nowotny-Gedenkmünze heraus.
Erst Ende der 90er Jahre begannen sich die Wiener Grünen an
der Tatsache zu stoßen, dass der "Nazipilot" Nowotny in
einem Ehrengrab lag - noch dazu in unmittelbarer Nachbarschaft des Ehrengrabs
von Rosa Jochmann, einer Widerstandskämpferin des 2. Weltkriegs.
Die Diskussion um das Ehrengrab radikalisierte das linke und rechte
Lager gleichermaßen. Wieder einmal rächte sich die halbherzige
Aufarbeitung der Rolle der Österreicher im 2. Weltkrieg. Es kam zu
Aufmärschen von rechtsradikalen Gruppen und zu Grabschändungen.
Am 23. Mai 2003 wurde bei einer Sitzung des Wiener Gemeinderats
von den Grünen der Antrag auf Aberkennung des Ehrengrab-Status
eingebracht und mit den Stimmen der Grünen und der SPÖ beschlossen.
Begründet wurde der Entschluss damit, dass der Abschuss von 250 alliierten
Piloten keine Leistung sei, für die man ein Ehrengrab erhalten sollte,
das Nowotny kein "völlig unpolitischer Wehrmachtsangehöriger"
war und als Mitglied der NSDAP gestorben ist. Die ebenfalls geforderte
Verlegung des Grabes war nicht möglich, da Nowotnys Grab als Kriegsgrab
unter besonderem Schutz steht.
Die FPÖ stimmte gegen eine Aberkennung und warf den beiden Parteien
"Missachtung der Kriegsgeneration" vor. Nowotny sei kein Kriegsverbrecher
gewesen und hat daher das Ehrengrab verdient.
Auch die ÖVP stimmte gegen die Aberkennung. Sie lehnte die Vorgehensweise
ab und regte die Einführung einer Ehrengräberkommission an,
die die Rechtmäßigkeit von allen Ehrengräbern untersuchen
sollte. Sollte die Kommission eine Aberkennung empfehlen, dann würde
auch die ÖVP einem entsprechenden Antrag zustimmen.
Seit dem Jahr 2003 kommt der "Verein zur Pflege des Grabes Walter
Nowotny" für die Erhaltung der Grabstätte auf, doch
die Wogen um den Konflikt um die Grabstätte sind längst nicht
geglättet. Das Grab befindet sich weiterhin in der Ehrengräbergruppe
und ist von einem Ehrengrab nicht zu unterscheiden. Daher fordern viele
weiterhin die Verlegung oder zumindest eine Zusatztafel. Auch kann ein
öffentlicher Auftritt an Nowotnys letzter Ruhestätte schon einmal
die Karriere kosten.
Abschließend soll mit zwei weitverbreiteten Irrtümern um die
Person Walter Nowotny aufgeräumt werden:
1) Nowotny war kein "illegaler Nazi". Als illegale Nationalsozialisten
bezeichnet man Österreicher, die zwischen dem Verbot der NSDAP und
dem Anschluss Mitglieder der NSDAP wurden. Es gab vor dem Anschluss bereits
etwa 150.000 NSDAP Mitglieder in Österreich - darunter viele Prominente.
Nowotny trat erst nach dem Anschluss der NSDAP bei.
2) Nowotny wird von rechten Kreisen angesichts seiner zahlreichen Abschüsse
gerne als Retter tausender unschuldiger Zivilisten dargestellt.
Er habe alliierte Bomber abgeschossen, die österreichische oder deutsche
Städte in Schutt und Asche legen wollten. Doch Nowotnys Gegner war
in erster Linie die russische Luftwaffe, die das Vorgehen der Roten Armee
aus der Luft unterstützte. Nur drei seiner Abschüsse waren Bomber
im Anflug auf deutsche Städte. |