Die Schlacht am Kahlenberg 1683

330 JAHRE SCHLACHT AM KAHLENBERG

by Doppeladler

Die Schlacht am Kahlenberg beendete am 12. September 1683 die Zweite Wiener Türkenbelagerung. Es ist der Traditionstag des Militärkommandos Wien und auch in Polen ein wichtiger Gedenktag.

ÖSTERREICHISCH-POLNISCHER TRADITIONSTAG

Wiener Minoritenkirche © Doppeladler.com

Der 12. September ist sowohl der Traditionstag des Militärkommandos Wien als auch der Traditionstag der polnischen Landstreitkräfte – und das ist kein Zufall. Am 12. September 1683 befreite ein Entsatzheer des Kaiserreichs und des Königreichs Polen unter dem Oberbefehl des polnischen Königs Jan III. Sobieski Wien aus der Umklammerung der Türken. Die Schlacht am Kahlenberg beendete die Zweite Türkenbelagerung. Sie war gleichzeitig der Beginn des Großen Türkenkriegs, der die Osmanen aus Mitteleuropa vertrieb (siehe unseren Beitrag 1683. Die Türken vor Wien).

Im Jahr 2013 jährte sich dieses europaweit bedeutende Ereignis zum 330. Mal. Aus diesem Anlass fand am 7. September 2013 ein österreichisch-polnischer Festakt am Wiener Minoritenplatz statt. Die polnischen Landstreitkräfte entsandten die Militärmusik aus Krakau und eine Ehrenkompanie aus Warschau nach Wien. Das Bundesheer stellte die Gardemusik und die 2. Gardekompanie. Das gemeinsame Exerzieren und Musizieren bildete einen würdigen Rahmen.

Unter den militärischen Ehrengästen befanden sich der Streitkräfte-Kommandant Generalleutnant Franz Reißner, Generalmajor Andrzej Malinowski, der stellvertretender Kommandant der polnischen Landstreitkräfte, und der Militärkommandant von Wien, Brigadier Kurt Wagner. Politprominenz fehlte, Landtagspräsident Harry Kopietz repräsentierte die Stadt Wien.

Brigadier Wagner betonte in seiner Rede, dass heute österreichische, polnische und türkische Soldaten gemeinsam im Auftrag der Vereinten Nationen unter anderem in Bosnien und im Kosovo stehen und dort für den Frieden eintreten. Generalmajor Malinowski unterstrich in seiner Rede: „Der tiefere Sinn dieser Schlacht muss aber der Sieg über nationale, egoistische Grenzen hinweg für ein vereintes, brüderliches Europa sein.“

Der Schauplatz war nicht zufällig gewählt. Im Palais Starhemberg am Minoritenplatz befand sich das Hauptquartier der Verteidiger Wiens – es war der Wohnsitz ihres Oberbefehlshabers Ernst Rüdiger Graf Starhemberg, dem späteren Feldmarschall.

Das Turmdach der Minoritenkirche wurde in beiden Türkenbelagerungen zerstört - 1529 und 1683 - aber nur einmal wieder errichtet © Doppeladler.comFestakt am Wiener Minoritenplatz © Doppeladler.comEhrengäste © Doppeladler.comAbschreiten der Front der angetretenen österreichisch-polnischen Truppe © Doppeladler.comDas Hissen der Flagge © Doppeladler.comFestakt am Wiener Minoritenplatz © Doppeladler.comAngetretene Traditionsverbände (Uniformen stammen nicht aus der Zeit der Türkenbelagerungen) © Doppeladler.comDie 2. Gardekompanie stellt die Ehrenkompanie © Doppeladler.comEhrenkompanie und Gardemusik © Doppeladler.comPolnische Ehrenkompanie © Doppeladler.comPolnische Ehrenkompanie © Doppeladler.comÖsterreichische Garde © Doppeladler.comPalais Starhemberg am Minoritenplatz - 1683 das Hauptquartier der Verteidiger Wiens © Doppeladler.comHeute das Unterrichtsministerium © Doppeladler.comGedenktafel am Heimweg - Löwelstraße 20 © Doppeladler.comNicht Teil des Festaktes: Die Hoch- und Deutschmeister erfreuen die Wien-Touristen © Doppeladler.comDer Ordnungshüter sorgt für ein Durchkommen © Doppeladler.com

POLNISCHES GEDENKEN AM KAHLENBERG

Polnische Reiter am Kahlenberg © Doppeladler.com

Um den Jahrestag der Schlacht findet in der St. Josefskirche am Kahlenberg alljährlich ein Gedenkgottesdienst statt, der nicht nur von in Wien lebenden Polen besucht wird. Viele reisen auch extra aus Polen an, um bei der Veranstaltung dabei sein zu können. Heuer viel das Gedenken auf den 8. September 2013.

Am Kahlenberg befand sich einst ein Kamaldulenserkloster, dessen Klosterkirche in der Schlacht vom Kahlenberg zerstört worden war. Erst 1734 wurde die heutige St. Josefskirche als Ersatzbau fertig gestellt. Seit 1906 wird die Kirche von polnischen Priestern, den Resurrektionisten, betreut. Hier halten sie die Taten ihres Jan Sobieski lebendig. Die kleine Kirche ist unter Polen ein beliebtes Wallfahrtsziel – selbst Papst Johannes Paul II stattete ihr im September 1983 einen Besuch ab. Sobieski und Johannes Paul zieren auch den Haupteingang.

Da die kleine Kirche aus allen Nähten platze, wurde jedes Wort auch auf den Vorplatz übertragen. In den Ansprachen, die ebenso wie die Messe selbst in polnischer Sprache gehalten wurden, wurden natürlich die polnischen Verdienste um das christliche Abendland in den Vordergrund gerückt. Feierlich umrahmt wurde der kirchliche Akt von (polnischen) Reenactment-Gruppen in historischen Uniformen – die Reiter hatten sogar ihre Pferde mitgebracht. Neben der Gedenkfeier fanden am Kahlenberg auch ein (polnisches) Erntedankfest sowie ein Laufbewerb, der Sobieskilauf, statt. Die polnische Militärmusik umrahmte die Veranstaltung musikalisch.
Als wir den Kahlenberg verließen war der Zuschaueransturm ungebremst.

In Summe eine stimmungsvolle Veranstaltung, auch wenn man sich zugegebener Maßen ein wenig fremd im eigenen Naherholungsgebiet fühlte. Ein ähnliches Gefühl hat man allerdings auch an August-Wochenenden am Stephansplatz.
Zum 330. Jubiläum hätten wir uns gewünscht, dass es auch am Kahlenberg zu einer österreichisch-polnischen Gedenkfeier gekommen wäre.

St. Josefskirche am Kahlenberg aus 1734 © Doppeladler.comGedenktafel über dem Eingang © Doppeladler.comGedenktafel für Sobieski, Oberbefehlshaber des Entsatzheeres, links neben dem Haupteingang © Doppeladler.comWährend der Gedenkveranstaltung in der St. Josefskirche © Doppeladler.comPolnische Hussaria. Die Flügelreiter kommen anno 2013 mit dem PKW © Doppeladler.comEinige Darsteller polnischer Kavallerie haben sogar ihre Pferde mitgebracht © Doppeladler.comFlügelreiter auf dem Weg in die Kirche © Doppeladler.comLinks die Tafel für Sobieski, rechts die Tafel für Johannes Paul II © Doppeladler.comDie umjubelte polnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comPolnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comPolnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comPolnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comDie legendären Hussaria. Ihr Federschmuck ist heute noch Element in polnischen Verbandsabzeichen © Doppeladler.comIn großer Zahl mussten die Hussaria für den Gegner ein schrecklicher Anblick sein © Doppeladler.comJeder möchte ein Foto von und mit den Reitern © Doppeladler.comPolnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comPolnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comPolnische Reiterei vor der St. Josefskirche © Doppeladler.comWie vor 330 Jahren - polnische Reiterei am Kahlenberg © Doppeladler.comPolnische Reiterei © Doppeladler.comPolnische Reiterei © Doppeladler.com

Die polnischen Reiter mit den beiden Federbügeln werden üblicherweise im deutschen Sprachgebrauch als „Flügelhusaren“ bezeichnet (Hussaria). Das ist eine irreführende Bezeichnung, weil „Husaren“ ja eigentlich eine leichte Reiterei ungarisch-kroatischer Herkunft sind. Bei den Flügelhusaren handelt es sich um schwere, gepanzerte Reiterei, die noch dazu mit einer Lanze bewaffnet war. Die Lanze war innen hohl und diente für den ersten Sturmangriff. Dann wurde mit Säbel, Streithammer und Panzerstecher – später auch mit Pistolen – weitergekämpft. Die Flügel symbolisierten eine „himmlische Heerschar“ die durch Aussehen und Geräusch schon demoralisierend wirkte. Das Rauschen der Adlerfedern konnte die Pferde der Gegner, die nicht daran gewöhnt waren, scheu machen.

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