Auch die Spezialeinsatzkräfte des Bundesheeres suchen Nachwuchs und daher ist es manchmal erforderlich, kleine Einblicke in die ansonsten abgeschirmte Welt des Jagdkommandos (JaKdo) zu gewähren. In einer neuen Broschüre werden einige der „Spezialisten der Spezialeinsatzkräfte“ vorgestellt, die man besonders selten zu Gesicht bekommt. Was verbirgt sich hinter SOTAC, K9 und Masterbreacher?
SPEZIALFUNKTIONEN DER EINSATZTEAMS
Das Einsatzteam ist die Kampfgemeinschaft zur Erfüllung aller Einsatzaufträge.

Der Waffen-Spezialist (Weapons-Specialist) verfügt über ein umfassendes Wissen in Waffentechnik und Fremdwaffen. Aufgrund seiner intensiven Ausbildung an Maschinengewehren, Panzerabwehrrohren und diverser Zusatzbewaffnungen zeichnet er sich durch eine deutlich gesteigerte Einsatzschussweite aus und wird daher oft als Unterstützung für das Einsatzteam auf weite Distanzen eingesetzt. Im Bild ist der Waffen-Spezialist mit dem neuen leichten Scharfschützengewehr lSSG Heckler & Koch 417 P (Ö) im Kaliber 7,62 mm bewaffnet (DMR – Designated Marksman Rifle). Die aktuellen Uniformen sind von Claw Gear (TMH Trading GmbH aus Oberösterreich), an die Bedürfnisse des Jagdkommandos angepasst und im Tarnschema „Multicam“ gehalten, welches weltweit bei Sondereinsatzkräften hoch im Kurs steht. Die Kampfhelme sind von Ops-Core.

Der Sanitäts-Spezialist (Medic) unterzieht sich einer speziellen und hochqualifizierten umfangreichen Ausbildung im Sanitätswesen. Im Einsatz versorgt er verletzte Teammitglieder und andere Verwundete, führt lebenserhaltende Sofortmaßnahmen weit entfernt von der Einsatzbasis durch und stabilisiert die Verwundeten für den Abtransport zur nächsten Versorgungseinrichtung. Auch Medics sind bewaffnet – hier mit der Standard-Waffe des Jagdkommandos, dem 5,56 mm Sturmgewehr StG-77 A2 Kommando (AUG A3 SF) mit Rotpunktvisier, taktischem Laser/Licht Modul und Mündungsfeuerdämpfer.

Der Kommunikations-Spezialist (Communication-Specialist) ist verantwortlich für die Sprach- und Datenverbindung innerhalb des Teams und zur vorgesetzten Stelle. Er überprüft die gesamte Kommunikationsausstattung und bereitet diese für den Einsatz vor. Grundsatz: Ohne Verbindung keine Führung.

Der Pionier-Spezialist (Engineer-Specialist) kommt überall dort zum Einsatz, wo Hindernisse beseitigt werden müssen, Eindringpunkte geschaffen werden sollen oder Minen bzw. improvisierte Sprengmittel den Einsatz gefährden. Durch seine Spezialausbildung kann er unter anderem explosive sowie mechanische und ballistische Öffnungstechniken anwenden. Zudem wird er als Fachmann für Sprengtechniken ausgebildet. Im Bild begutachtet der Spezialist vorbereitete Rahmen mit Schneidladungen, um rasch rechteckige Löcher in Türen sprengen zu können.
SPEZIALFUNKTIONEN

Der Scharfschütze (Sniper) ist ein Präzisionsschütze, welcher über ein Höchstmaß an Schießfertigkeiten, sowie über umfassende taktische Fähigkeiten verfügt. Er folgt eigenen Einsatzgrundsätzen und wird autark oder im Rahmen eines Einsatzelements eingesetzt. Im Zuge von Kommandounternehmen ist er häufig der erste am Gefechtsfeld, klärt auf und gibt den Angriffskräften präzisen Feuerschutz. Der Scharfschütze im Bild ist mit dem neuen mittleren Scharfschützengewehr mSSG Steyr Mannlicher 08A2 (auch Steyr SSG M1; Kaliber 8,6 mm bzw. .338 Lapua Magnum) bewaffnet.

Der Spezialist für Feuerunterstützung (SOTAC – Special Operations Terminal Attack Controller) fordert Feuerunterstützung von Luftfahrzeugen und indirekt schießenden Waffensystemen an (Artillerie, Granatwerfer etc.). Er koordiniert den Luftraum im zugewiesenen Bereich und ist für den sicheren und konfliktfreien Einsatz von eigenen Luftfahrzeugen gegenüber Bodentruppen verantwortlich. SOTACs müssen ein ausgeprägtes räumliches und zeitliches Vorstellungsvermögen haben.

Der Hundeführer (K9). Mensch und Tier bilden hier eine Einheit und unterstützen die Einsatzteams bei Tag und Nacht. Die speziell ausgewählten Hunde weisen eine Mehrzweckausbildung auf, wodurch sie sowohl das Gegenüber schnellstmöglich finden und binden, sowie für Sprengstoffsuchen herangezogen werden können. Am Einsatzort, egal ob nach Anlandung mit dem Fallschirm oder Abseilen aus schwindelerregender Höhe, können sich die Teams voll und ganz auf die loyalen Vierbeiner verlassen. Beim Jagdkommando kommen vor allem belgische Schäferhunde (Malinois) zum Einsatz.

Der Spezial-Pionier (Masterbreacher) ist der Experte wenn es um das schaffen von Zutrittsmöglichkeiten geht, sei es gewaltfrei, mechanisch, ballistisch oder explosiv. Er beurteilt mit welchen Werkzeugen wie zum Beispiel Ramme, thermische Lanze, Trennjäger usw. oder Sprengladungen Zutritt über Türen, Fenster oder Mauern verschafft wird. Des Weiteren ist er der Experte in Sprengtechniken im Einsatz gegen Minen bzw. improvisierten Sprengvorrichtungen (IEDs). Im Bild kommt ein leistungsfähiger Trennschleifer von STIHL zum Einsatz („Flex“).
UNTERSTÜTZUNGSTEILE DES JAGDKOMMANDOS

Der Kampfunterstützer (Combat Supporter) verfügt über ein umfassendes Wissen über schwere Waffen und Sonderfahrzeuge. Aufgrund seiner umfassenden Ausbildung an der Panzerabwehrlenkwaffe, Granatwerfer und schweren Waffen zeichnet er sich durch seine weitreichende Waffenwirkung aus. Er hat die Fähigkeit Einsatzteams auf große Entfernungen zu unterstützen – hier mit einem mittleren Granatwerfer 82 im Kaliber 8,1 cm. In einer weiteren Aufgabe unterstützt er Einsatzteams in der Verbringung mit Fahrzeugen zu Lande und zu Wasser.

Der Technische Spezialaufklärer (Technical Reconnaissance) weist eine hohe Expertise im Umgang mit technischen Systemen auf und arbeitet eng mit den Einsatzteams zusammen, um diese mit technischem Know-How und einsatzrelevanten Information, zu unterstützen. Aufklärungsergebnisse kann er durch Drohnenaufklärung, spezielle optische Einrichtungen, speziellen Sensoren oder auch durch Funküberwachung erzielen. Er durchläuft eine Vielzahl an Ausbildungen auf nationaler als auch internationaler Ebene. Die Kleinstdrohne ist eins Sky-Watch Huginn X1.

Die Einsatzunterstützer (Mission Supporter) bilden das logistische Rückgrat des Jagdkommandos und nehmen eine Fülle von unterschiedlichen Aufgaben wahr. Stellvertretend für die Einsatzunterstützungssoldaten ist der spezielle Sanitäter abgebildet. Zu ihnen zählen beispielsweise jedoch auch Nachschub- und Transportelemente, Feldköche, Mechaniker, Waffenmeister usw. Sie arbeiten Hand in Hand mit den verschiedenen Spezialisten im Jagdkommando zusammen. Diese Tätigkeiten müssen auch fernab der Heimat im Feld funktionieren.

Der Führungsunterstützer (Signal Supporter) ist umfassend in den Jagdkommando-spezifischen Führungsunterstützungssystemen und Gefechtstechniken, sowie Sonderverfahren ausgebildet und kann sowohl selbstständig als auch eingegliedert in Einsatzelementen eingesetzt werden. Mit Hilfe modernster Verbindungsmittel stellt er die Sprach- und Datenverbindung zwischen den eingesetzten Elementen/Teams vor Ort und der Führung sicher – weltweit!
Die Ausbildung der Operator und der Unterstützer weicht nach einer gemeinsamen Einstiegsphase von einander ab, denn die individuellen Aufgabenbereiche und die unterschiedlichen Leistungsanforderungen der verschiedenen Unterstützungselemente im Verband machen eine Unterscheidung im Auswahlverfahren notwendig. Grundsätzlich ist nach der Absolvierung der Jagdkommando-Grundausbildung die Verwendung im aktiven Dienst, d.h. in einer Task Group, für die Dauer von 6 bis 9 Jahren vorgesehen. Es erfolgen weiterführende Spezialausbildungen und Laufbahnkurse. Danach ist ein Verbleib im Verband erwünscht und vorgesehen.
Wer sich für eine Karriere beim Jagdkommando interessiert, erfährt in der Broschüre wo man sich melden kann und welche Anforderungen zu erfüllen sind.
- „Jagdkommando – Austrian Special Operations Forces“, Download von karriere.bundesheer.at am 06.08.2020
- Karriere-Angebote des Österreichischen Bundesheeres unter karriere.bundesheer.at
Wer mehr über das Jagdkommando wissen möchte kann auch auf diesen Seiten nach dem Tag „Jagdkommando“ suchen.
Fotos © Bundesheer. Aus der Broschüre „Jagdkommando – Austrian Special Operations Forces“, Download von karriere.bundesheer.at am 06.08.2020
Titelbild: Soldaten des Jagdkommandos © Bundesheer / Gorub