
Im Zentrum der Übung EUROPEAN ADVANCE 2019 (EURAD 2019) stand die nationale Zertifizierung des österreichischen Logistikelements für die EU-Battlegroup EUBG 2020-2. Der multinationale Verband soll im 2. Halbjahr 2020 der EU zur Krisenreaktion zur Verfügung stehen. In bewährter Weise wird Österreich die logistische Führungsrolle (Logistic Lead Nation) in einem von Deutschland geführten Kampfverband übernehmen und ein Combat Service Support Battalion (CSSBn) stellen.
Im Gegensatz zu früheren Battlegroups ist das Kampfelement der EUBG 2020-2 diesmal luftbeweglich, wodurch die Logistikaufgaben noch einmal anspruchsvoller zu erfüllen sind. Die EURAD 2019 war das größte Bundesheer-Manöver im heutigen Jahr und gleichzeitig der Höhepunkt der nationalen Einsatzvorbereitung für das heimische Kontingent. Die Übungsteilnehmer stammten aus Österreich (1.710), Deutschland (112), Kroatien (100) und die Niederlande (2).
Im 1. Halbjahr 2020 wird die Battlegroup mit allen Partnernationen gemeinsam weiter zusammengeschweißt. Neben Deutschland und Österreich, bringen die NATO Mitglieder Niederlande, Kroatien, Tschechien und Lettland; sowie die neutralen bzw. blockfreien Staaten Schweden, Irland und Finnland ihre Fähigkeiten in die EUBG ein.

Bei der EURAD 2019 stellte das Jägerbataillon 25 aus Klagenfurt und das deutsche Fallschirmjägerregiment 26 (Luftlandebrigade 1) die Luftlandetruppe, die es zu versorgen galt. Die deutschen Fallschirmjäger sind mit dem ESK MUNGO (ESK – Einsatzfahrzeug Spezialisierte Kräfte) ausgerüstet, ein im Innenraum des CH-53 Hubschraubers luftverlastbares und geschütztes Fahrzeug für 2+10 Personen. Der MUNGO wurde vom Krauss-Maffei Wegmann auf Basis des Multicar M30/FUMO entwickelt.
Kroatien ist innerhalb des CSSBn für die Force Protection zuständig und stellt daher Wach- und Sicherungssoldaten, die mit gepanzerten Fahrzeugen von Typ Oshkosh M-ATV (MRAP – All Terrain Vehicle) ausgestattet sind.
LUFTLANDUNG UND MAIN OPERATING BASE
Die erste Phase der EURAD 2019 spielte sich vor allem in Langenlebarn ab. Der Fliegerhorst Brumowski verwandelte sich in die Main Operating Base der EUBG 2020-2 im fiktiven Einsatzraum Grünland. Für den Aufbau und autarkem Betrieb der MOB, welche bis zu 6.000 km von Brüssel entfernt aufgebaut werden und die gesamte Truppe aufnehmen können muss, ist das Combat Service Support Battalion CSSBn verantwortlich.
Der Kampfverband der EUBG 2020-2 ist luftbeweglich. Eine Luftlandung von 110 österreichischen und deutschen Fallschirmjägern war daher Teil der Übung – eine Premiere in dieser Größenordnung in Österreich. Abgesetzt wurden die Fallschirmjäger von österreichischen Lockheed Hercules C Mk.1P (C-130K).
EINMARSCH IN ROTLAND
Am 28. November 2019 gewährte das Bundesheer im Rahmen eines „Distinguished Visitors Days“ am Truppenübungsplatz Allentsteig Einblick in die Übung und informierte über die Battlegroup EUBG 2020-2.
Nach der Luftlandung in Langenlebarn / Grünland und dem Eintreffen weiterer Truppenteile in Linz / Grünland erfolgte das Heranführen der Kampftruppe an die Enklave Rotland. Dafür mussten vom Combat Service Support Battalion die Transporte organisiert und die Folgeversorgung sichergestellt werden – durchaus über große Entfernungen. Bei der hart umkämpften Enklave Rotland handelt es sich um den Truppenübungsplatz Allentsteig.
Der Kampfverband der Battlegroup steht kurz davor den Ort Steinbach anzugreifen. Verhandlungen über den friedlichen Abzug der Rotländer scheiterten. Das CSSBn kümmert sich nach dem Vorstoß um den Nachschub mit Trinkwasser, Verpflegung, Treibstoff und Munition sowie um die Sanitätsversorgung.
BUDGETKRISE AUCH BEI DER EURAD THEMA

Generalleutnant Franz Reißner, der Kommandant der Landstreitkräfte, nutze die Gelegenheit des Besuchertags der Übung, um auf die prekäre Finanzsituation des Bundesheeres aufmerksam zu machen. Jahrelang hat man laut Reißner die Außerdienststellung von veraltetem Gerät hinausgezögert, da das Geld für Neuanschaffungen fehlte. Nun ist man an der Grenze des Zumutbaren und Machbaren angelangt. Ein Symptom für die Notlage: Für die EURAD bzw. die EUBG 2020-2 musste Gerät aus ganz Österreich zusammengezogen werden, um ein einziges Bataillon auszustatten. Ein großer Teil der heute beim Heer eingesetzten Gerätschaften lief in den 1970er Jahren zu, als das Heeresbudget noch weit über 1% des BIP ausmachte (heute 0,58% des BIP). Für Blaulichtorganisationen wäre ein 50 Jahre altes Einsatzfahrzeug undenkbar, doch das Heer ist gezwungen, mit derartigen Oldtimern in den Einsatz zu fahren bzw. fliegen. Landesverteidigung kann so nicht funktionieren.
VIDEO VON DER ÜBUNG
Dieses Video ist auf dem Youtube-Kanal des Österreichischen Bundesheeres erschienen.
Weiterführende Links:
- Website der EURAD 2019 auf bundesheer.at
- Website des Fallschirmjägerregiments 26 der Bundeswehr (Luftlandebrigade 1)
Titelfoto: GMF HUSAR und Fallschirmjäger kurz vor dem Angriff © Doppeladler.com