Sikorsky S-70A-42 BLACK HAWK © Bundesheer

Die BLACK HAWK Flotte – Upgrades & Erweiterungen

by Doppeladler

Als das Bundesheer im Jahr 2017 das BLACK HAWK Upgrade an Ace Aeronautics LLC vergeben hat, war das Unternehmen fast noch ein Garagenprojekt, etwa 2 Jahre am Markt und beschäftigte 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Vergabe an die kleine Firma aus Alabama war damals durchaus ein Risiko und der Hersteller Sikorsky (Tochter von Lockheed Martin), der mit Vertragspartner RUAG das Upgrade auch gerne umgesetzt hätte, war entsprechend sauer. Sie sahen „erhebliche Gefahren durch nicht vom Hersteller lizensierte Einbauten“. Die RUAG hatte gegen die Vergabe auch eine letztlich erfolglose Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingebracht.

Dem Ansatz des Auftragsnehmers Ace folgend, wurden bei den heimischen BLACK HAWK nicht nur, wie ursprünglich geplant, die Obsoleszenzen beseitigt, d.h. nicht mehr marktverfügbare Komponenten ausgetauscht, sondern gleich das ganze Avioniksystem ersetzt. Es handelt sich um das VL-60 ACE DECK auf Basis des zivilen Avioniksystems Garmin G5000H. Darüber hinaus wurde ein neues taktisches Missionssystem implementiert und neue Radarhöhenmesser, Air Data Computer und GWX-75 Wetterradare eingerüstet. Die Kommunikationsausstattung wurde auf den aktuellen Stand gebracht (inkl. Integration eines Behördenfunkgerätes TETRA) und ein Thales Scorpion „Helmet Mounted Display“ eingeführt.

Das neue Cockpit - VL-60 Ace Deck © Bundesheer

Das neue Cockpit ist natürlich Nachtsichtbrillen-tauglich – VL-60 Ace Deck © Bundesheer

Mittlerweile ist einige Zeit verstrichen, Sikorsky hat sich im April 2024 die Ace-Lösung für das Bundesheer bei einer Kurzvisite eines Hubschraubers nach dem Umbau angesehen und findet sie durchaus inspirierend. Kürzlich erfolgte so etwas wie ein Ritterschlag für Ace und gleichzeitig eine Art Versöhnung mit Sikorsky:
Ace Aeronautics hat mit Sikorsky eine Vereinbarung unterzeichnet, um ein von Sikorsky autorisiertes Kundensupport-Center für Wartungs-, Reparatur- und Überholungsleistungen (MRO) für den BLACK HAWK zu werden. Damit entspricht Ace Aeronautics „den höchsten Qualitätsstandards von Sikorsky in der Erstausrüstung“. Darüber hinaus wurde das Unternehmen nun auch ein vom Hersteller offiziell autorisierter Wiederverkäufer der älteren Baureihen UH-60A+ und UH-60L (vergleichbar mit S-70A-42).

Das Unternehmen hat mittlerweile 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und immerhin bereits 15 modernisierte BLACK HAWK ausgeliefert. Ace hat derzeit einen Auftragsbestand von fast 30 Maschinen und verfügt über einen wachsenden Kundenstamm, darunter Österreich, Portugal, Slowakei und die Ukraine.

Im Dezember 2017 wurde BLACK HAWK 6M-BC in die USA überstellt. Erst im November 2020 traf der Prototyp für das Upgrade wieder in Langenlebarn ein [wir berichteten]. Für die erheblichen Verzögerungen durch COVID-19 Pandemie, einem US Regierungs-Shut-Down unter Trump I sowie durch die Zulassungsverschärfungen der FAA nach dem Boeing 737MAX Fiakso konnte der Auftragnehmer nichts.
Bis heute haben sieben BLACK HAWKs des Bundesheeres den Umbau hinter sich und befinden sich wieder im Einsatz. Nummer 8 und 9 sollten bald wieder den Heimweg antreten.

Rückkehr des ersten BLACK HAWKs in Langenlebarn © Bundesheer

Rückkehr des ersten BLACK HAWKs in Langenlebarn © Bundesheer

Update Selbstschutzsystem

Parallel zum Ace-Umbau läuft die Umrüstung der BLACK HAWKs auf ein neues Selbstschutzsystem auf den aktuellen Stand der Technik. Hierfür ist 6M-BG die Testmaschine. Die S-70A-42 verlieren Stück für Stück die charakteristischen Beulen hinter der Kabine, in der die Täuschkörper-Dispenser untergebracht sind (ursprünglich für die Marineversion) und erhalten außen liegende Dispenser-Boxen – je zwei Stück pro Seite. Der vordere stößt Chaff, d.h. Wolken aus Alustreifen zur Ablenkung von Radarlenkwaffen, in Richtung des Heckpropellers aus. Die hintere Box stößt Flare-Hitzefackeln nach unten/vorne aus, um Infrarotlenkwaffen abzulenken. Durch die Modernisierung wird ein einheitlicher Stand über die gesamte BLACK HAWK Flotte möglich.

Links: 6M-BG nach dem Umbau für das neue Selbstschutzsystem – keine „Beule“, stattdessen Montagepunkte für Chaff/Flare Dispenser vor der Kennung. Rechts: 6M-BG mit neuem Flare Dispenser. © Bundesheer

Flottenerweiterung auf Staffelgröße

Die Erweiterung der S-70A Flotte um drei zusätzliche Hubschrauber wurde am 31. Jänner 2019 bestellt. Es handelte sich um eine Option in dem an Ace Aeronautics vergebenen Modernisierungsauftrag. Gesucht wurden möglichst baugleiche, d.h. gebrauchte Hubschrauber, um Logistik und Ausbildung zu vereinfachen. Ursprünglich wurden drei jordanische UH-60L ins Auge gefasst, aber die USA verweigerten Jordanien eine Ausfuhrgenehmigung. Das Land hatte die Hubschrauber nicht am Markt angekauft, sondern über ein subventioniertes US Unterstützungsprogramm erhalten.

Das Bundesheer bekommt nun drei ehemalige UH-60 der US Army mit den Kennungen 87-24638 (Serien-Nr. 70-1173), 88-26050 (Serien-Nr. 70-1266), 88-26075 (Serien-Nr. 70-1297). Diese wurden im „Black Hawk Exchange and Sales Transaction“ Programm (BEST) veräußert. Alle drei wurden als ursprünglich UH-60A eingeführt und durchliefen das „A to L“ – Upgrade durch die US Army, wodurch sie als UH-60L weitgehend baugleich sind mit den S-70A-42 des Bundesheeres. Allerdings wurden die Maschinen mit General Electric T700-GE-701D-Triebwerken des aktuellen Modells UH-60M ausgestattet (anstatt der „C“ Version).
Die ausgewählten Hubschrauber haben geschätzt etwa 6.000-7.000 Flugstunden absolviert. Geht man von der bisherigen Nutzung der BLACK HAWKs beim Bundesheer aus (in 20 Jahren 3.333 h/Maschine) ist eine Restlebensdauer von über 20 Jahren möglich.

Produktionshalle von Ace Aeronautics © Ace Aeronautics

Produktionshalle von Ace Aeronautics © Ace Aeronautics

Die drei „neuen“ Hubschrauber werden bei Ace Aeronautics generalüberholt. Dabei werden die Maschinen auch vollständig abgebeizt, sodass jeder Mangel ersichtlich sein sollte. Der erste für das Bundesheer bestimmte UH-60L hat im September 2024 die Phase Maintenance Inspection PMI durchlaufen und ging nach Testflügen in den Umbau-Prozess zur Ausstattung mit dem ACE DECK. Mit den Hubschraubern werden auch drei 750 Liter Robertson-Zusatztanks beschafft, die man im Innenraum am hinteren Ende der Kabine installieren kann.

Wenn der Vertrag (geplant) 2026 vollständig abgewickelt sein wird, verfügt das Bundesheer über 12 modernisierte S-70A BLACK HAWK mit dem VL-60 ACE DECK. Inklusive eines Cockpitsimulators, Ausbildungs- und Supportleistungen durch Ace soll die Investition in etwa 95 Mio. EUR betragen.

Next Generation: 12 neue UH-60M

Am 30. Juni 2024 wurde der Kaufvertrag für 12 Transporthubschrauber vom Typ Sikorsky UH-60M BLACK HAWK unterzeichnet, wodurch sich die Flotte auf 24 Stück vergrößert. Es handelt sich um fabrikneue Hubschrauber der modernsten Version „Mike“. Mit den neuen Maschinen werden die mittleren Transporthubschrauber Agusta Bell AB-212 abgelöst. Durch diese im Aufbauplan ÖBH 2032+ vorgesehene Beschaffung wird der Weg zum 2-Hubschrauber-Flotten-System geebnet: BLACK HAWK und AW-169 LION. Zum Kaufvertrag und den Unterschieden zwischen den S-70A und den UH-60M gibt es einen eigenen Beitrag: 12 weitere BLACK HAWKs für das Bundesheer.

UH-60M der US Army - beachte die nach oben gerichteten Triebwerksauslässe sowie das Selbstschutzsystem © Sikorsky

UH-60M der US Army – beachte die nach oben gerichteten Triebwerksauslässe sowie das Selbstschutzsystem © Sikorsky


Weiterführende Links:

Titelbild: Sikorsky S-70A-42 BLACK HAWK – 6M-BG nach dem Umbau für das neue Selbstschutzsystem © Bundesheer

Ähnliche Beiträge