Verbunkerter Centurion Panzerturm im Bunkermuseum © Doppeladler.com

BUNKERMUSEUM IN GEFAHR

by Doppeladler

Verbunkerter Centurion Panzerturm im Bunkermuseum © Doppeladler.comDas Bunkermuseum am Wurzenpass © Doppeladler.com

Schon seit Monaten ist das einzigartige Bunkermuseum am Kärntner Wurzenpass in seiner Existenz bedroht. Grund dafür ist der anhaltende Konflikt zwischen dem Betreiber des Museums und dem Ministerkabinett des Bundesministers für Landesverteidigung Norbert Darabos (SPÖ).

Über das äußerst sehenswerte Bunkermuseum berichteten wir kürzlich in unserer ausführlichen Reportage „Das Bunkermuseum am Wurzenpass„. Bis das Museumsgelände so aussah, wie es sich heute präsentiert, musste die alte Anlage mit viel Aufwand adaptiert und mit zahlreichen weiteren Exponaten ergänzt werden.

Über viele Jahre hat das Bundesheer den Betreiber, Mag. Andreas Scherer, und den eigens gegründeten Verein VESpa WURZEN beim Aufbau des Bunkermuseums unterstützt, um die Geschichte der Raumverteidigung – Österreichs Verteidigungsstrategie während des Kalten Kriegs – der Nachwelt zu erhalten. Zahlreiche Exponate aus den Beständen des Heeres wurden zur Verfügung gestellt und auch beim Transport und der Aufstellung der Exponate am Museumsgelände wurde tatkräftig mit angepackt.

Ein Charioteer Panzerturm wird geliefert © Bunkermuseum.at25.08.2005 – Lieferung eines Charioteer Panzerturm mit 10,5 cm-Kanone durch das Bundesheer selbst, weil der bewilligte Charioteer Panzerturm mit 8,34 cm-Kanone nicht verfügbar war – unabhängig von der ‚Verschuldensfrage‘ wohl kein unlösbares Problem. Dennoch einer der Vorwände, mit denen die Attacke auf das Museum offiziell begründet wird © Bunkermuseum.at

Im Eifer etwas Großes auf die Beine zu stellen sind in einigen Fällen scheinbar ein paar Formalitäten daneben gegangen – z.B. wurde schon mal vom Bundesheer ein anders Gerät geliefert als bewilligt wurde – wie etwa der richtige Panzerturm im falschen Kaliber. Alles keine irreversiblen Fehler, die man nicht durch einfache Rückabwicklung oder nachträglicher Bewilligung aus der Welt schaffen könnte. Da Traditionspflege im Heer großgeschrieben wird und der Betreiber des Museums selbst ein Beamter im Verteidigungsministerium war, sollte man meinen, dass dabei keine Probleme zu erwarten gewesen wären. Scherer war damals Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und der Stellvertreter von Generalstabschef Mag. Edmund Entacher in dessen damaliger Rolle als Milizbeauftragter.

Doch als im Jänner 2011 der Generalstabschef von Minister abgesetzt wurde (wir berichteten) wehte plötzlich auch dem Bunkermusem scharfer Gegenwind aus dem Ministerbüro entgegen. Aus Mücken wurden Elefanten. Scherer wurde u.a. die Bewilligungen zum Erwerb und Besitz von musealem, funktionsunfähigem Kriegsmaterial entzogen und zum Rücktransport aller Schauobjekte (162 Tonnen Material) auf eigene Kosten (EUR 276.000) aufgefordert. Wie der Betreiber des Museums auf seiner Website darstellt, war sein Naheverhältnis zu Entachter der Grund, warum das Ministerbüro, insbesondere Kabinettschef Stefan Kammerhofer versucht, Scherer ideell und materiell zu ruinieren. Scherer kämpft nun gegen Klagen und Anzeigen, Erlässe und Gefälligkeitsgutachten.

Mag. Andreas Scherer, Betreiber des Bunkermuseums © Bunkermuseum.atMag. Andreas Scherer, der Initiator, Betreiber und Eigentümer des Museums sieht sein Lebenswerk bedroht. Dem Miliz-Oberst und ehemaligen stellvertretenden Milizbeauftragten wurde die waffenrechtliche Verlässlichkeit abgesprochen © Bunkermuseum.at

Entacher hat mittlerweile seinen Posten zurück, die Zukunft des Bunkermuseums ist aber weiterhin gefährdet. Im Bemühen, das Museum am Wurzenpass zu erhalten, hat der Betreiber und der Verein VESpa WURZEN mittlerweile die Unterstützung des Kärntner Landtages (einschließlich SPÖ und Grüne!) und zahlreicher anderer Organisationen. Es kam zu Sondersitzungen des Landtags, parlamentarischen Anfragen, schriftliche Appelle an Minister Darabos, den Bundespräsidenten, den Nationalrat usw. – alles ist penibel auf der Website des Museums aufgelistet.

Aus der jüngeren Geschichte: Die bereits auf Schiene gebrachte Neugestaltung des Waffengesetzes, die die museale Verwendung von Waffen(-systemen) für alle Museen in Österreich erleichtert hätte, wurde laut der Website aus dem Verteidigungsmuseum sabotiert, um das Bunkermuseum zu treffen.

Wir von DOPPELADLER.COM hoffen, dass bestehende persönlichen Differenzen beiseite gelegt werden und beide Seiten dazu beitragen, einen rechtlich einwandfreien Zustand herzustellen. Das Museum soll unbedingt in seiner heutigen Form weiterbetrieben werden. Eine Teilung der Sammlung bzw. der ebenfalls diskutierte teilweise Rückbau der nicht originalen Teile des Museums soll vermieden werden. Die Raumverteidigung hat sich ein Museum verdient. Kein Ort ist dafür besser geeignet als das Areal der ehemals größten Bunkeranlage am Wurzenpass. Kein Museumsbetreiber wäre besser qualifiziert als der ehemalige Kommandant.
Als Magister der Geschichte und Politikwissenschaft sollte der Verteidigungsminister den militärhistorischen Wert einer solchen Einrichtung zu schätzen wissen und konstruktiv am Weiterbestand des Bunkermuseums mitarbeiten.
Im Landesverteidigungsausschuss am 31. Mai 2012 sagte Minister Darabos zu, „sich um eine Lösung der Probleme zu bemühen, weil er dafür eintrete, dass dieses Museum weiter bestehe, der Rahmen des Rechts sei aber einzuhalten.“  Das kann alles heißen oder auch nichts. Wir bleiben dran.

UPDATE 21.03.2014: Der Kurier berichtet: Die Lösung liegt nun in Form eines Vertrages mit der Gemeinde Arnoldstein vor. Die Gemeinde erhält alle Exponate als Dauerleihgabe und kann damit machen, was sie will. Die lässt alles im Museum stehen, und Scherer kann nun ungehindert weiterarbeiten.

Weiterführende Links:

Wir wünschen dem Bunkermuseum alles Gute!

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