Übergabe der Sturmgewehre StG 77 A1 MOD © Bundesheer

Das „neue“ Sturmgewehr StG 77 A1 MOD

by Doppeladler

Das Sturmgewehr Steyr AUG (Armee Universal Gewehr) im Kaliber 5,56×45 wurde in den 1970er Jahren von der Steyr-Daimler-Puch AG in Zusammenarbeit mit dem Amt für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) entwickelt. Als Sturmgewehr StG 77 wurde das AUG ab 1978 als Standardwaffe beim Bundesheer eingeführt. Auch 45 Jahre später ist das Ende der Dienstzeit der bewährten Bullpup-Waffe nicht in Sicht.

Am 16. Februar 2023 wurde mit der Übergabe der ersten Sturmgewehre StG 77 A1 MOD (für „modifiziert“) an die Truppe ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die 5. Gardekompanie, eine Kaderpräsenzeinheit KPE, welche demnächst in den Kosovo verlegt, und die Jägerkompanie Wien 13 der Miliz waren die ersten Verbände, der mit der Waffe ausgerüstet wurden.

Es handelt sich nicht um neue Sturmgewehre, sondern um ein Update, welches vom Hersteller, der heutigen Steyr Arms GmbH, und dem ARWT entwickelt wurde. Die Umbauten erfolgen durch das Heereslogistikzentrum HLogZ Klagenfurth gemeinsam mit den Waffentechnikern und Fachkräften der Truppe.

In den nächsten zwei Jahren sollen etwa 14.400 Sturmgewehre modifiziert werden. Die Investitionssumme beträgt laut dem Verteidigungsministerium 20 Mio. EUR – etwa 1.390 EUR pro Waffe.

Übergabe der Sturmgewehre StG 77 A1 MOD © Bundesheer
Übergabe der Sturmgewehre StG 77 A1 MOD © Bundesheer

Was ist nun neu am MOD?

Das überarbeitete Gewehr kann leicht anhand des neuen Optikträgers und Laufgriffs vom bisherigen Standardmodell StG 77 A1 unterschieden werden. Die ursprüngliche Optik (das Zielfernrohr) hatte eine 1,5-fache Vergrößerung. Das StG 77 A1 MOD hat nun eine neue Optik mit 3-facher Vergrößerung sowie ein Blickfeld von 80 Strich. Der neue Optikträger ist mit Picatinny-Schienen (Mil.Std. 1913) für den Anbau verschiedenster Komponenten versehen. Bei der Übergabezeremonie war auf den Gewehren ein AIMPOINT Micro T2 Rotpunktvisier montiert – für kurze Entfernungen eine gute Ergänzung zum Zielfernrohr. Seitlich kann z.B. ein Taktisches Laser-Licht-Modul TLLM montiert werden. Für das A1 ist bereits das Laser Light Module 01 (LLM-01) von Rheinmetall Defence in Verwendung (manchmal auch das LLM VarioRay).

Anstelle eines nach vorne klappbaren Laufgriffs befindet sich eine weitere Picatinny-Schiene unter dem Lauf, auf dem ein verstellbarer Laufgriff montiert ist. Dieser ermöglicht es dem Schützen, die Entfernung des Griffes nach den jeweiligen Bedürfnissen einzustellen. Die Form des Laufgriffes wurde modifiziert, damit ein Ein-/Ausschalter für ein TLLM sicher aufgenommen werden kann Das vordere Ende der Picatinny-Schiene schließt nicht mit dem Gehäuse oder anderen Bauteilen des Gewehrs ab, daher wirkt die ergonomisch sicher vorteilhafte Lösung etwas sperrig. Aufgrund dieser Änderung musste auch der Drücker zur Laufverriegelung angepasst werden. Dieser ist nun in Form eines breiten Hebels ausgeführt. Das Gehäuse erhielt eine Ausnehmung damit der Spannschieber anklappen kann und somit besser vor Beschädigungen geschützt ist.

Sturmgewehr StG 77 A1 MOD © Steyr Arms
Sturmgewehr StG 77 A1 MOD © Steyr Arms

Der neue Trageriemen ist nun mittels Schnelllösesystem mit dem Gehäuse verbunden. Ein Hülsenabweiser am hinteren Ende des Auswurffensters ermöglicht auch Linksschützen ein einfaches sowie sicheres Bedienen der Waffe.

Das StG 77 A1 MOD bringt nun 4,99 Kilogramm auf die Waage und ist daher geringfügig schwerer geworden.

Das Ministerium gibt an, dass die nun durchgeführten Modifikationen eine bessere Anpassung auf die individuellen Erfordernisse erlauben und durch optimierte Handhabungssicherheit und eine verbesserte Zieleinrichtung gleichzeitig die Wirksamkeit eines jeden Soldaten im Gefecht erhöhen.

Übergabe der Sturmgewehre StG 77 A1 MOD © BundesheerÜbergabe der Sturmgewehre StG 77 A1 MOD © BundesheerÜbergabe der Sturmgewehre StG 77 A1 MOD © BundesheerSturmgewehr StG 77 A1 MOD mit AIMPOINT Micro T2 Rotpunktvisier und Laser Light Module 01 (LLM-01) von Rheinmetall Defence © BundesheerSturmgewehr StG 77 A1 MOD © BundesheerSturmgewehr StG 77 A1 MOD © BundesheerSturmgewehr StG 77 A1 MOD © BundesheerDer neue Optikträger mit Picatinny-Schienen © BundesheerSturmgewehre StG 77 A1 MOD © Bundesheer

Verwendung beim Bundesheer

Angesichts einer Soll-Mobilmachungsstärke von 55.000 Mann des Bundesheeres sind die geplanten 14.400 Sturmgewehre keine Vollausstattung. Ausgegeben wird das StG 77 A1 MOD laut Aussendung an Kaderpräsenzeinheiten (KPE) und die Miliz. Wobei die Miliz, die über 60% der Gesamtstärke ausmacht, bei weitem nicht vollständig ausgestattet werden kann. Auch Grundwehrdiener werden das A1 MOD nicht in die Hände bekommen.

Neben dem StG 77 A1 MOD wird daher auch das StG 77 A1 weiterverwendet. Zusätzlich wurden in den letzten Jahren einige fabrikneue Sturmgewehre beschafft: Das StG 77 A2 Kommando, welches beim Jagdkommando und dem Jägerbataillon JgB25 verwendet wird sowie das bei der Militärpolizei eingeführte StG 77 A1 MP.

Weiterführende Links:

Titelbild: Übergabe der ersten Sturmgewehre StG 77 A1 MOD am 16.02.2023 © Bundesheer

Ähnliche Beiträge