Der Monitor der k.u.k. Donauflottille feuerte einen der ersten Schüsse des 1. Weltkriegs ab und war auch noch im 2. Weltkrieg im Einsatz. Die SMS BODROG diente unter insgesamt 4 Flaggen und lag bereits 3 mal am Grund der Donau. Jetzt restaurierte die Republik Serbien das Wrack von Grund auf und das Schiff startet in sein 6. Leben.
Bei diesem Anblick wird jedem Marine-Enthusiasten ganz warm ums Herz: Die SMS BODROG, ein Monitor der k.u.k. Donauflottille, Stapellauf 1904, wurde aufwändig restauriert und schwimmt wieder! Zu verdanken ist dieser Umstand ausgerechnet einem ehemaligen Kriegsgegner, der Republik Serbien. Doch wie kam es dazu?

Unsere Geschichte beginnt wenige Tage vor dem Ende des 1. Weltkrieges
(die Geschichte davor finden Sie hier):
Die SMS BODROG war auf dem Rückweg vom Schwarzen Meer, als sie am 31. Oktober 1918 bei Višnjica (Belgrad) im dichten Nebel auf Grund lief und von der österreichisch-ungarischen Mannschaft aufgegeben werden musste. Das Schiff wurde von heranrückenden serbischen Streitkräften übernommen, später geborgen und von den Alliierten nach dem 1. Weltkrieg dem neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen („SHS-Königreich“) zugesprochen. Unter Mithilfe ehemaliger Seeleute der k.u.k. Kriegsmarine wieder flott gemacht, diente das Schiff in seinem 2. Leben von 1920 bis 1941 unter dem neuen Namen SAVA (ein Zufluss der Donau, zyrillisch CABA). 1939 wurde die Bewaffnung des Schiffs modernisiert und es diente unter anderem auch zur Fliegerabwehr.
Am 12. April 1941 wurde das Schiff bei Zemun von der Besatzung versenkt, um es nicht in die Hände des „Unabhängigen Staates Kroatien“ fallen zu lassen (ein Vasallenstaat der Achsenmächte im 2. Weltkrieg, Diktatur).
Und doch diente die SAVA von 1942 bis 1944 bei der Ratna Mornarica Nezavisne Države Hrvatske (RMNDH) – der Marine des Unabhängigen Staates Kroatien, bis der Monitor am 8./9. September 1944 abermals von der eigenen Crew bei Slavonski Brod versenkt wurde. Die Mannschaft schloss sich den Partisanen an.

Doch auch die junge Föderative Volksrepublik Jugoslawien (Federativna Narodna Republika Jugoslavija) hatte noch Verwendung für den 56 m langen Monitor, hob das Schiff 1945 erneut und stellte es nach einigen Umbauten in Dienst. Bis 1959 war das Schiff bei der Flusskriegsflottille aktiv, dann Teil der Reserve.
1962 wurde das Schiff demilitarisiert und Teil der staatlichen Zivilflotte Jugoslawiens. Wie lange das nunmehrige Arbeitsschiff DALJ noch mit eigenem Antrieb unterwegs war lässt sich nicht nachvollziehen. Irgendwann wurde die Maschinenanlage entfernt und das einst stolze Flusskampfschiff wurde wohl zuerst als unmotorisiertes Ponton und ab 1973 als NF3952 auf der serbischen Donau zwischen Novisad und der Savemündung als Vorstellobjekt (schwimmender Pier) und Magazin verwendet. Wartung und Pflege wurden defacto eingestellt und der Verfall beschleunigte sich. Für den Umschlag von Schüttgut wurde später auch eine Konstruktion zur Stützung von Stahlrohren angeschweißt.
Doch der Rumpf der BODROG, den man mittlerweile als Wrack bezeichnen musste, wurde „wiederentdeckt“ und am 13. Dezember 2005 zu einem Kulturgut Serbiens erklärt – ein Schritt, der zunächst nicht zur gewünschten Rettung des Schiffs geführt hat. Es sollte noch 10 lange Jahre weiter als Vorstellobjekt verwendet werden. 2006 wurde das Vorstellobjekt von der Firma Heroj Pinki erworben. Die letzte Registrierung lautete NS-P-925A.
2014 wurde schließlich auf Initiative des damaligen Staatssekretärs für Verteidigung Zoran Đorđević durch den früheren Staatssekretär für Kultur, Dejan Ristić, das Wrack in den Staatsbesitz überführt. Anscheinend wurde eine Entschädigungszahlung in Höhe von etwa 20.000 EUR geleistet. Eine Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern des Kulturministeriums, des Verteidigungsministeriums, der serbischen Armee und des Museums für Wissenschaft und Technologie (Muzeja Nauke i Tehnike) zusammensetzte, nahm sich der BODROG an.
DIE RETTUNG
Am 11. Dezember 2015 wurde der Rumpf der BODROG von der serbischen Donauflotte bei Ada Huja geborgen und zum Armeestützpunkt nach Ušće geschleppt. Schließlich wurde in einer Werft in Apatin die aufwändige Restauration durchgeführt und vor wenigen Wochen (Anfang 2019) fertiggestellt.
DIE WIEDERAUFERSTEHUNG
Eine Maschinenanlage fehlt, daher muss der Rumpf von anderen Schiffen bewegt werden. Das Ergebnis ist trotzdem höchst eindrucksvoll und kann voraussichtlich ab April 2019 in Belgrad am Sava-Ufer besichtigt werden. Das 6. Leben der BODROG wird das eines Museumsschiffes sein!
Der Monitor ist nun wieder lebendiger Teil der österreichischen, ungarischen, kroatischen und serbischen Marinegeschichte.
Vorbild für den Umbau dürfte in etwa der Zustand nach Bau der BODROG 1904 bis 1915 gewesen sein. Mitrailleusen und Haubitze hatten noch keine Schanzkleider. In diesem Zeitraum war allerdings ein dunkelgrauer Anstrich gegeben und der Bug hatte noch kein Schanzkleid. Auch den heute am Schiff angebrachten Namen SAVA (CABA) erhielt die BODROG natürlich erst viele Jahre später im Zuge der Indienststellung durch das SHS Königreich 1920.
Es begann mit der SMS LEITHA (BJ 1871): Ungarn hat es vorgemacht. Die SMS LEITHA ist seit 2010 als Museumsschiff LAJTA in Budapest zu bewundern.

Angeblich ist in Zukunft auch ein Treffen zwischen SMS BODROG und SMS LEITHA vorgesehen. Die Möglichkeit zu so einer historischen Zusammenkunft zwei der weltweit letzten Monitore lässt wohl nicht nur das Herz aller Freunde der k.u.k. Donauflottille höher schlagen.
Danksagung: Wir wollen an dieser Stelle allen an dem Projekt beteiligten Personen unseren Dank und unsere Anerkennung aussprechen!
Besonders möchten wir uns für die Informationen und das Bildmaterial aus Serbien bei Dejan Ristić, einem der Kämpfer für die Rettung der BODROG, den Kollegen von Brodomodelarski Savez Srbije und Boro Prodanic bedanken!
Weiterführende Links:
- Der Donaumonitor SMS BODROG
- Facebook-Galerie zum Restaurations-Projekt von Brodomodelarski Savez Srbije
- Vojska otkupila istorijski monitor „Sava”, politika.rs, 01.08.2016
- New life for „Sava“ ship; mod.gov.rs; 11.12.2015
- The First shot of the First World War; 26.04.2015
