Re: Medienberichte 2025
Verfasst: Fr 18. Jul 2025, 17:32
Offizierin Sperandio über Sexismus im Heer: "Du kannst auch leiser reden, ich bin noch nicht terisch"
https://www.derstandard.at/story/300000 ... ht-terisch
Tanners Mann fürs Eingemachte
https://www.diepresse.com/19912608/tann ... ingemachte
Ö1 Morgenjournal
18. Juli 2025, 07:00
Rüstung: Neuer Anlauf für Gegengeschäfte
Peschorn zu Rüstungsgeschäften
https://www.derstandard.at/story/300000 ... ht-terisch
Tanners Mann fürs Eingemachte
https://www.diepresse.com/19912608/tann ... ingemachte
Ö1 Morgenjournal
18. Juli 2025, 07:00
Rüstung: Neuer Anlauf für Gegengeschäfte
https://oe1.orf.at/player/20250718/801046/1752815274000Paul Schiefer (ORF): "[...] Das Bundesheer rüstet auf und der Ruf nach Gegengeschäften mit Rüstungskonzernen wird wieder lauter. Aber wie ließe sich das möglichst transparent und sauber abwickeln? Das frage ich gleich den Leiter der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn. [...]"
[...]
SCHIEFER: "Ein Blick auf die Uhr: Es ist sieben Minuten nach sieben - Sie hören das Ö1-Morgenjournal.
Der Krieg in der Ukraine hat auch in Österreich zu einem Umdenken geführt: Das Bundesheer wird jetzt für viel Geld modernisiert. Es werden neue Waffen und neue Ausrüstung angeschafft und zum ersten Mal seit langer Zeit könnten da wieder Gegengeschäfte ins Spiel kommen.
Wer sich noch erinnert, war das zuletzt beim Kauf der Eurofighter Anfang der 2000er ein großes Thema. Und die politische Aufarbeitung hat danach lange gedauert.
Dieses Mal soll alles ganz sauber ablaufen, verspricht die Regierung. Eine sogenannte Taskforce soll gemeinsam mit der Finanzprokuratur für transparente Rahmenbedingungen sorgen. Peter Daser berichtet."
Peter Daser (ORF): "Vor mehr als zwanzig Jahren klang es fast zu gut mit den Eurofighter-Gegengeschäften. Die sollten mehr als das Doppelte des Kaufpreises der Flugzeuge für Österreich wieder hereinspielen. Der damalige Bundeskanzler, Wolfgang Schüssel, 2004:"
Wolfgang Schüssel: "Es müssen im ersten Jahr, nach Vertragsabschluss, eine Milliarde Euro Gegengeschäfte auf den Tisch. Das wird im August erreicht sein. Darauf bin ich stolz. Weitere drei Milliarden Gegengeschäfte warten noch."
DASER: "Allerdings: Der Verdacht von Korruption sorgt jahrelang für Untersuchungsausschüsse, Ermittlungen wegen Betrugs, Bestechung, Geldwäsche und Untreue. 2017 verbietet der damalige Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil künftige Gegengeschäfte fürs Bundesheer."
Hans Peter Doskozil: "Dass wir keinen Kontakt, keinen rechtsgeschäftlichen Kontakt, einerseits zu Waffenlobbyisten, zu Lobbyisten haben wollen. Und andererseits auch für diesen Bereich Gegengeschäfte ausschließen."
DASER: "Nun werden aber Milliarden von Euro ausgegeben: Für Hubschrauber, Flugzeuge, Panzer, Raketen ... Das meiste muss im Ausland beschafft werden. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer hat im April für neue Gegengeschäfte plädiert, unter dem Titel ,industrielle Kooperationen'."
Wolfgang Hattmannsdorfer: "Wenn andere Länder, wie die Niederlande, das regelmäßig gut nutzen für die eigene Wirtschaft, ist es eine Frage des Hausverstandes, dass auch die österreichische Industrie davon profitiert."
DASER: "Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung wollen nun gemeinsam Geschäftsmöglichkeiten für heimische Betriebe ausloten, wenn Rüstungsgüter im Ausland gekauft werden. Die Rede ist auch von einer eigenen Rüstungsagentur. Eingebunden werden soll auch die Finanzprokuratur, der Anwalt der Republik. Die hat schon 2017 Empfehlungen herausgegeben zur - wörtlich - ,Verhinderung von unzulässigen Beeinflussungen bei Beschaffungen'. Zum Beispiel sollen Kontakte mit Anbietern genau dokumentiert werden. Bei unlauterem Verhalten sollen Vertragssstrafen drohen oder gar ein Ausschluss aus dem Vergabeverfahren."
Peschorn zu Rüstungsgeschäften
https://oe1.orf.at/player/20250718/801046/1752815389000SCHIEFER: "Und bei mir im Studio ist jetzt der Leiter der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn. Guten Morgen!"
Wolfgang Peschorn: "Guten Morgen."
SCHIEFER: "Herr Peschorn, wir haben im Beitrag einen stolzen Bundeskanzler Schüssel gehört, der über umfangreiche Gegengeschäfte bei den Eurofightern geschwärmt hat. Das ganze ist dann nicht ganz so gut ausgegangen wie erhofft. Haben wir mit dem, was da jetzt kommt, die richtigen Lehren aus der Causa Eurofighter gezogen?"
PESCHORN: "Na, ich glaub' es ist noch nicht klar, was da kommt. Was kommen soll, das ist klar: Wenn es Geschäfte gibt, dann sollen die sauber ablaufen, dann sollen die dem Gesetz entsprechend ablaufen - und das ist genau das Ziel, das wir mitbekommen haben, bei dann Auftrag, die Regierungsmitglieder zu unterstützen."
SCHIEFER: "Sie haben in einem Interview mit der ,Kronen Zeitung' vor einigen Tagen gesagt, solche ,industriellen Kooperationen' - dazu kommen wir dann vielleicht später noch - die sollen in sehr engen Grenzen oder dürfen auch nur in sehr engen Grenzen ablaufen. Geben Sie uns ein Gefühl dafür, was diese engen Grenzen sind."
PESCHORN: "Ja, die engen Grenzen werden determiniert durch das Unionsrecht. Wir sind Mitglied der Europäischen Union. Auch die Niederlande, auch Dänemark, auch andere Staaten, die schon im Beitrag erwähnt wurden. Und hier sagen ... sagt das Unionsrecht ganz klar: Industrielle Kooperation geht nur, wenn ein wesentliches Sicherheitsinteresse hier betroffen ist. Das bedeutet zum einen: Dieses wesentliche Sicherheitsinteresse ist zu definieren. Und zum anderen muss die industrielle Kooperation im unmittelbaren Zusammenhang stehen mit dem Rüstungsgut, das angeschafft wird.
Also Quietschenten oder zivile Kleidungen ... Kleidungsstücke stehen daher nicht in Zusammenhang mit dem Ankauf eines Flugzeuges oder eines Panzers. Aber sehr wohl vielleicht die Turbine, der Rumpf oder zum Beispiel das Panzerrohr. Also dieser Zusammenhang muss gegeben sein. Und noch einmal ganz klar: Ein wesentliches Sicherheitsinteresse, das wir zu definieren haben und das wir in diesem Zusammenhang auch zu beachten haben - wir, die Republik Österreich."
SCHIEFER: "Das heißt, Teile, die zum Beispiel für einen Panzer, der angeschafft wird, in Österreich hergestellt werden und wo man dann vereinbart ,Diese Teile müssen aus Österreich kommen', das wär' durchaus zulässig."
PESCHORN: "Das wäre zulässig. Wenn davon ein wesentliches Sicherheitsinteresse eben betroffen ist."
SCHIEFER: "Wir sprechen jetzt nicht mehr von Gegengeschäften, sondern von - ich hab's schon angesprochen - ,industriellen Kooperationen'. Ein neues Wort für die alten Gegengeschäfte?"
PESCHORN: "Nein. Wenn man Gegengeschäfte als Wort dafür sieht, was in der Vergangenheit passiert ist und was vor allem schiefgelaufen ist, was wir 2017, nach umfangreichen Untersuchungen, nicht nur aufgezeigt, sondern auch bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft angezeigt haben, dann ist industrielle Kooperation genau das Gegenstück dazu: Nämlich das Wort und der Begriff, den die Europäische Union in ihren Verträgen verwendet. 346 AEUV ist hier einschlägig."
SCHIEFER: "Das heißt, der Begriff soll auch sozusagen zeigen: Wir sind da jetzt in einer neuen Ära."
PESCHORN: "Für mich zeigt der Begriff, dass man sich an die rechtlichen Grundlagen hält."
SCHIEFER: "Sie empfehlen möglichst viel Transparenz. Dass alle Kontakte mit Gesprächen und Gespräche mit Rüstungskonzernen, mit Partnern aus diesem Bereich, genau dokumentiert werden von der öffentlichen Stelle. Und dass Verhaltensregeln in den Vertrag genau hineingeschrieben werden. Ist die Gefahr von Korruption, von Beeinflussung bei Rüstungsgeschäften so in den Griff zu bekommen?"
PESCHORN: "Ich glaub' es ist ein Aspekt, mit dem man das, was seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten wahrscheinlich zu beobachten ist, im Rüstungsbereich in den Griff bekommen werden kann. Und das was wir aus Eurofighter exemplarisch gelernt haben sollten ist, dass hier sogenannte Vertreter - Influencer würde man heute sagen - herumrennen, eigentlich nicht klar zuordbar sind einem bestimmten Unternehmen. Einer von denen hat ja drei im Ergebnis vertreten; dem war's dann egal wer den Zuschlag bekommen hat. Er hat jedenfalls sein Geld bekommen.
Und hier geht's einmal in einer ersten Linie, auch dem schon dem erwähnten Hausverstand, um eine klare Zuordnung: Der, der für jemanden versucht Geschäfte anzubahnen, muss auch klar dem zuzuordbar sein. Das Unternehmen, das den ausschickt, um einen Staat einzunehmen, dieses Unternehmen muss für diesen Menschen auch die Haftung übernehmen."
SCHIEFER: "Die Finanzprokuratur soll da jetzt eingebunden werden. Wie genau?"
PESCHORN: "Es ist immer das, was das Gesetz sagt: Die Finanzprokuratur ist dazu da, den Staat und die Organe des Staates rechtlich zu vertreten und zu beraten. Wir sind gerufen worden, hier mitzuarbeiten, um die Rahmenbedingungen, die rechtlichen Rahmenbedingungen, klarzustellen und dann, wenn ein Konzept für eine Durchführung steht, dann werden wir natürlich auch dieses rechtlich beurteilen."